Der Eid der Jugend unter der Slawischen Linde

Diese Szene ist der slawischen Erneuerung gewidmet und vermittelt die Essenz der mythenbildenden Bemühungen des 19. Jahrhunderts.

Sie erfrischt das Erbe des Dichters Ján Kollár, dessen Gedichtsammlung von 1824 mit dem Titel Die Tochter der Sláva eine der Quellen von Muchas Reflexion über die Rolle der Slawen in der Geschichte der Menschheit war. In Die Tochter der Sláva verwendet Kollar zwei vorherrschende Motive: Den Linde als Baum der Slawen und Slávia als ihre Göttin.

Mucha verknüpfte beide Vorstellungen. Die Komposition visualisiert den imaginären Akt der Formation eines slawischen Heimatlandes. Er unterstrich die Notwendigkeit der Einheit. Unter der Linde kniet ein Kreis junger Männer um einen leuchteten Mittelpunkt, und hinter ihnen haben Sokol-Mitglieder und Männer in moderner Alltagskleidung ihre Hände erhoben als legten sie einen Eid ab. Ihre Gesichter sind unvollendet, so dass es unmöglich ist, sie mit irgendwelchen realen Personen zu identifizieren. Die Zeremonie findet irgendwo außerhalb der Zeit statt, an einem mit Blumenkränzen bestreuten arkadischen Platz.

Obwohl Slavia weiblichen Geschlechtes ist, sind Frauen in der Eidesleistung nicht aufgenommen, sie sehen nur zu. Im Vordergrund dieser ganzen Szene gibt es eine kleine Mauer auf der ein junges Mädchen sitzt. Sie vertritt die Allegorie der Musik, die Mucha als sein Hauptmotiv im Plakat für das Slawische Epos gebrauchte. Kultgegenstände, wie etwa das Swastika-Symbol, das von einigen so ausgelegt wurde, dass es die Bewegung der Sonne darstelle, verweisen auf die uralte slawische Kultur.