Berg Athos

Die Einbeziehung des Berges Athos als Thema in das Slawische Epos wird durch den Untertitel des Gemäldes erklärt, der die Mönchsrepublik als orthodoxen Vatikan und Zufluchtsort für Südost- Slawen bezeichnet, als Ort, an dem slawische literarische Denkmäler bewahrt werden und zu dem seit Jahrhunderten fromme Slawen pilgern.

Mucha, der den Berg Athos im April 1924 besuchte, war tief beeindruckt von der uralten spirituellen Atmosphäre des Ortes. In diesem Gemälde nutzte er wieder die Kombination zweier visueller Ebenen, die reale und die symbolische, die er bereits in den ersten drei Bildern der Reihe anwandte. Mit der Gestaltung des Lichtes schuf er ein mächtiges Bild des Kirchenraumes, mit einem Ring russischer Pilger entlang der Innenwand, die sich verbeugen, niederknien und die Reliquien küssen, die ihnen Igumen vor der Ikonostase präsentieren. Der Übergang von der irdischen zur himmlischen Sphäre wird erreicht durch die sublimen, athletischen gestalten der Cherubim, die Modelle der vier slawischen Klöster auf dem Berg Athos tragen: das serbische Hilandar, das russische St. Panteleimon, und die bulgarischen Zografou und Vatopedi. Sie werden von den Hauptigumen dieser Klöster begleitet. Die Gestalten von zwei mädchenhaften Engeln mit Zeichen der Reinheit und des Glauben schweben über der Ikonostase. Die spirituelle Szene gipfelt in einem Mosaik der Theotokos in der Apsis.