Geschichte
Skeptische Begegnung
Im Jahr 2001 hörte ich erstmals vom Familienaufstellen. Skeptisch fuhr ich nach Rijswijk, um es mir mal anzusehen. Dank der Niederländischen Bahn kam ich zu spät und stolperte in eine laufende Aufstellung. Wie überrascht war ich, dass ich prinzipiell sofort verstehen konnte was geschah, ohne vorherige Einführung oder Erklärung. Pastorale und soziologische Kenntnisse und Erfahrungen ließen was ich sah und hörte sofort sinnvoll erscheinen. Die positiven Auswirkungen auf Fragesteller, Repräsentant und Zuschauer waren unmittelbar offensichtlich. Bald stand ich selber für andere als Repräsentant in Aufstellungen und erlebt das Phänomen am eigenen Körper und in der eigenen Seele.
Vorsichtiger Beginn
Ereignisse aus und Fragen über die ersten 50 Jahre meines Lebens klopften schon eine Weile an der Tür. Um bewusst und zielgerichtet an eigenen Lebensthemen zu arbeiten, nahm ich an weiteren Aufstellungstagen teil. Mit neuen Einblicken in Familie, Beziehungen und mehr, konnte ich nun bewusst und aktiv meine Einstellung zum Leben ändern. Ich erlebte die Vorzüge des Aufstellens an mir selber und war auf den Geschmack gekommen.
Bewusste Fortsetzung
Nicht um zu hastig Therapeut zu werden, sondern um ruhig an meiner eigenen Entwicklung, an eigenem Gleichgewicht und eigener Reifung zu arbeiten, entschied ich mich im Jahr 2002 für eine solide Ausbildung. Ich meldete mich bei DHISC an, dem „Deutsch Niederländischen Institut für Systemische Konstellationen”, und studierte und arbeitete drei Jahre lang hart mit deutschen und niederländischen Kollegen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Als Österreicher, der damals bereits zwölf Jahre in den Niederlanden für lebte, passte ich gut in den Jahrgang. Uddhar Wolfgang Könighaus (1953 - 2010) lieferte die gründliche Einführung und Vertiefung. Therapeuten von internationalem Ruf sorgten für weitere Vertiefung und Erweiterung in verschiedenen therapeutischen Methoden und Techniken.
Coming Out
Schon früh wiesen Kollegen mich darauf hin, dass ich eine Hand für diese Arbeit zu haben schien. Wiederholt fragten sie mich in Übungen und Pausen um Aufstellungen für sie zu begleiten. Schließlich fasste ich Mut und bot 2005 erstmals selber Aufstellungen öffentlich an.
Realistische Aussicht
Therapeuten, Coachs und Organisationsberater nehmen laufend neue Ansätze, Methoden und Techniken auf in ihr Repertoire. Im täglichen Gebrauch variieren dabei Überzeugungen und Fähigkeiten. Einige Leute benutzen Aufstellungen auch zu Hause, um alltägliche Fragen und Entscheidungen zu beleuchten.
Parallel zur aktuellen Wirtschaftskrise klingt der Hype um das Phänomen des Aufstellens ab. Kritik ermutigt kritische Selbstreflexion und Positionierung. In internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit untersuchen Ärzte und Therapeuten Zusammenhänge zwischen körperlichen Symptomen und der Aufstellungsarbeit. Die Verliebtheit in neu entdecktes Phänomen und Methode scheint vorbei zu sein, und die schwere tägliche Arbeit an der Beziehung zwischen Therapeut und Verfahren hat begonnen.
P. S.
Als ich die Aufstellungsarbeit kennenlernte, warnten pastorale Erfahrung und soziologische Einsicht mich direkt vor dem „Run” auf und die übererhöhten Erwartungen an Bert Hellinger. Ich hatte keinen Grund, auch nur das Geringste gegen die Person zu haben, doch ich wollte und konnte mich nicht an diesem „Run” beteiligen. Bewusst mied ich darum seine Treffen, obwohl einige Kollegen mich anhaltend dringend einluden. Natürlich studierte ich seine Bücher. Es beruhigt mich, dass er nicht am DHISC unterrichtete.
Im Jahr 2006 besuchte ich das „International Constellation Intensive” in Bernried, Deutschland. Namhafte Therapeuten, die ich bereits vom DHISC und anderswoher kannte, hielten Vorträge und Workshops. Unerwartet erschien Bert Hellinger und arbeitete einen Nachmittag im Plenum. In den Gängen spürte ich die Spannung. Nicht lange danach distanzierten führende Therapeuten und Vermittler aus verschiedenen Ländern sich gemeinsam von ihm. So protestierten sie gegen verschiedene Ansprüche und Praktiken ihres alten Kollegen und Freundes.