Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Vision und dem Traum
Ähnlichkeiten
Ähnlichkeiten zwischen der beschriebenen Vision und dem beschriebenen Traum betreffen eine dreifältige Struktur und Themen des Weiblichen und Erdigen. Diese drei scheinen zu deuten auf was derzeit dominierende patriarchale Kulturen zu unterschätzen oder sogar zu unterdrücken scheinen:
- das weibliche
Rhythmische:
- das jungfraulich Belassene, Reine und Unberührte;
- das Aufnehmende, Tragende, Nährende und in Autonomie Entlassende;
- das Alte und Weise;
- das weiblich
Erdige:
- das autonome Unzähmbare aus den Tiefen der Erde und Zeit;
- das Leben Erhaltende und Zentrierende;
- das Zurücknehmende, das gleichzeitig eine Quelle von Geist und Licht ist.
Der dreifältigen Struktur der Vision und des Traumes gemeinsam ist, dass sie mit einem jungfraulichen Bild anhebt, fortschreitet mit einem mütterlichen Bild und abschließt mit einem Bild von Alter, Tod und Wiedergeburt. Die Bilder weisen weit zurück in die Vergangenheit, in die Prähistorie und auf das aktuelle Weibliche und Erdige. In Begriffen der analytischen Psychologie zeigten die Vision und der Traum uralte Archetypen, die aus dem Unbewussten im Individuum und im Kollektiv autonom, das heißt selbständig wirken können.
Unterschiede
Ein Unterschied zwischen der Vision und dem Traum ist, dass die Vision das Weibliche als Frauen, als menschlich, oder persönlich zeigen, der Traum aber als Element Erde. Die Vision zeigte eine Jungfrau, eine stillende Mutter und eine alte Weise. Der Traum zeigte eine jungfrauliche Felsformation, einen mütterlichen Nabel im Gras in der Erde und eine Grabkammer voller Licht. Die Vision zeigte menschliche Figuren und schien mehr persönlich, individuell menschlich. Der Traum aber zeigte Aspekte der Erde und scheint eher unpersönlich und kollektiv unbewusst.
Ich las, was ich an wissenschaftlicher Literatur zu diesen Bildern fand und besuchte wo möglich prähistorische Gräber in Europa. Dabei stellte ich fest, dass Weiblichkeit und die menschliche Vorgeschichte mehr miteinander zu tun haben als ich je auch nur vermutet hätte. Weiter malte ich Megalithen in verschiedenen Ländern Europas, und in Amsterdam nahm ich wieder Zeichen- und Malunterricht in Akt, bei der Künstlerin Paula Vermeulen. Studien und künstlerische Übung haben meine Sicht auf mich selber, mein Selbstbild, den Menschen und die Welt verändert.
So beschäftigte ich mich erstens mit der Bedeutung des Weiblichen als Gender, was wiederum mein Verständnis der Männlichkeit und meines Mannseins veränderte. Zweitens begann ich, mich in die menschliche und vormenschliche Prähistorie zu vertiefen. Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) meinte, dass der Mensch sich nicht verstehen kann, wenn er nicht seine Vergangenheit verstehe. In seiner Zeit dachte man dabei noch an ein paar tausend Jahre. Doch heute sprechen wir von einer fast unvorstellbar langen Zeit, von Millionen und Milliarden von Jahren. Wir stellen uns heute die kollektive menschliche Vergangenheit vor als materiell gespeichert in unserer Genetik und immateriell in unserem kollektiven Unbewussten.